Ruhe finden

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Ruhe finden

Beitrag von Sponskonaut »

Mal ein anderes Thema, das mich auch schon seit einiger Zeit beschäftigt und mir vorhin mal wieder bewusst wurde. Jedenfalls saß ich vorhin am Esstisch im Wohnzimmer, habe was gegessen und bewusst die Glotze nicht eingeschaltet. Klar, wenn ich zusammen mit meiner Frau esse, bleibt die Kiste auch aus. Aber wenn ich alleine bin, ist das Ding gerne mal an. Ich saß also da, aß gemütlich und freute mich darüber, wie der Regen draußen rasselte und kühle Luft ins Zimmer strömte. Habe endlich mal die Fliegengitter angebracht, also geht das ohne Probleme. [zwinker]

Jedenfalls war das ein schöner Moment, den ich wirklich genossen habe. Ich glaube sogar, dass ich in letzter Zeit (mehr oder weniger unbewusst) diese ruhigen Momente immer wieder suche. Ich denke, dass mir diese dauerhafte Medien-Beschallung allmählich nicht mehr sonderlich guttut. Klar, mit dem Wandern habe ich etwas gefunden, womit ich der ganzen Reizüberflutung ganz gut entgehen kann. Aber zum einen kommt man ja nicht immer so regelmäßig dazu, und zum anderen sollte man vielleicht auch versuchen, solche kleinen Fluchten vermehrt im Alltag zu finden. Vielleicht wird man auch weniger resistent für diese Reizüberflutung, je älter man wird. Aber bei mir ist es wegen der Hochsensibilität ohnehin schon so, dass ich oftmals in Situationen komme, in denen mir die Reizüberflutung zu viel wird.

Wie ist das bei euch? Habt ihr diesen Drang nach Ruhe bei euch auch schon beobachtet? Und wie macht ihr das? Was sind eure kleinen Fluchten? Und sind diese "Reiz-Faktoren" in der heutigen Zeit mehr geworden? Oder was es schon immer so?
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Ruhe finden

Beitrag von Sponskonaut »

Sponskonaut hat geschrieben: Mo 21. Jun 2021, 01:46 Ich denke, dass mir diese dauerhafte Medien-Beschallung allmählich nicht mehr sonderlich guttut.
Heute habe ich einen Artikel gelesen, in dem gesagt wurde, dass wir heute in einer Welt leben, in der es immer irgendwas zu shoppen, zu erfahren und zu erleben gibt. Das meine ich mit dieser Dauerbeschallung. Es gibt so ein Überangebot an allem, und man bekommt ja immer und überall suggeriert, man würde was verpassen. Eigentlich ein Wahnsinn, in welch einer Welt wir mittlerweile leben. Es geht nur noch darum zu konsumieren - und das am besten jederzeit.

Als ich den Artikel gelesen habe, musste ich unweigerlich an die ganzen Streaming-Dienste denken, die ja genau das machen. Die "beglücken" uns permanent mit neuen Filmen und Serien, sagen uns, was wir bloß nicht verpassen dürfen, und am Ende sitzt man da und kann sich nicht entscheiden. Mir ging es schon oft so, dass ich Netflix ausgeschaltet habe, weil mir das alles zu viel wurde und ich mich nicht entscheiden konnte. Irgendwie ist es schwerer geworden, gezielt etwas zu gucken. Es klingt halt vieles interessant, und nur manchmal ist wirklich etwas Herausragendes dabei, das man am liebsten sofort sehen möchte. Aber alles andere geht in der Masse doch unter, oder?

Aber daran merke ich auch (sorry, damit komme ich dann noch mal auf mein gerade auslaufendes Filmseitenprojekt zurück), dass ich eigentlich nie so viel geguckt habe. Viele der ganzen Hype-Sachen habe ich bis heute nicht geschaut, und überhaupt ist mein Medien-Konsum erst wesentlich größer geworden, als ich mit der Filmseite angefangen habe. Aber wenn ich mich mit den ganzen Hobby-Kritikern auf Twitter vergleiche, die gefühlt ununterbrochen vor der Glotze sitzen und alles gucken, dann ist mein Filmkonsum schon die ganze Zeit wesentlich moderater ausgefallen. Und wenn ich ehrlich bin, konnte ich es von Anfang nicht verstehen, wie man sich so viel reinfahren kann. Schon allein deswegen tauge ich nicht zum Filmkritiker. Das Kino-Erlebnis mag zwar immer noch (oder vielmehr wieder) was Magisches für mich haben, aber diese überbordende Medien-Verfügbarkeit ist für mich als Hochsensensibler eigentlich nur eine Qual. Schon komisch, dass mir das erst jetzt bewusst wird. Aber auf solche Sachen kommt man eben erst, wenn man in Ruhe reflektiert.

Wie auch immer, ich glaube, ich muss mir ab jetzt noch viel mehr ruhige Momente gönnen. Viel öfter mit einer leckeren Tasse Kaffee am Fenster sitzen und in den Regen gucken. Denn wenn man nicht dauernd vor der Glotze sitzt, dann schafft man es auch wieder, dass Filmgenuss etwas Besonderes ist.
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Re: Ruhe finden

Beitrag von Sponskonaut »

Hatte es im Klassentreffen-Thread ja schon angedeutet: Für mich sind Spaziergänge alleine immens wichtig, um Ruhe zu finden. Gleiches gilt für ausgesprochene Wanderungen, wobei ich nicht unbedingt die Wanderschuhe schnüren muss, um runterzukommen.

Aber ich mag es einfach, wenn ich mich mal nicht auf einen Gesprächspartner konzentrieren muss, sondern quasi nur im Dialog mit mir selbst bin. Sich selbst gewisse Fragen zu stellen und dann auch selbst Antworten zu finden, empfinde ich irgendwie als ungemein hilfreich und befreiend. Aber das geht meistens nur, wenn ich irgendwo spaziere, wo es nicht allzu viele Umgebungsgeräusche gibt. Meine Heimatstadt am Abend, wenn nichts mehr auf der Straße los ist, empfand ich immer als ungemein passend für diese Spaziergänge, bei denen man so unglaublich in sich gekehrt ist. Habe ich immer sehr genossen. [yeshappy]

Vermutlich wird das aber in Zukunft nicht mehr allzu oft der Fall sein, da ich wegen der Wohnungsauflösung meiner Mutter kaum noch in der Stadt sein werde. Aber dann werde ich mir wohl neue Routen erschließen müssen, die idealerweise in der Nähe sind. [hmm]
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Re: Ruhe finden

Beitrag von Viktualia »

Das mit der Ruhe kann ich verstehen. Irgendwie hat man ständig etwas laufen und beim (alleine)essen ist es die Glotze. Mit Netflix kenne ich. Da entschließe ich mich mal einen Film zu schauen (schaue sonst überwiegend Serien) und dann bleibt es dabei, dass ich alles durchgucke und die Trailer, die Zeit verstreicht und zum Schluss habe ich keinen Film geschaut und auch keine Lust mehr.
Wenn ich mal nicht so richtig kaputt bin und hier mit dem Haushalt loslege (Kleine Dinge gibt es immer zu tun), hab ich Musik oder meist Hörspiele an. Und was soll ich sagen...das gibt mir irgendwie was. Ich mach das was ich mir vorgenommen habe zu schaffen, daraus wird dann noch mehr und mache noch was schönes für mich. PC, sowie hier im Forum sein oder ich setzte mich an den anderen Tisch und bastel was für den nächsten Geburstag oder oder oder.
Und ganz zum Schluss denke ich jedes Mal 'Wow, du warst arbeiten hast dieses und jenes gemacht und hast doch noch ein bisschen um nur zu gammeln oder dann eine Folge zu gucken um müde zu werden.'
Irgendwie hat man mehr vom Tag, wenn die Glotze aus bleibt.
Auch brauche ich meine Auszeit, dann bin ich auch gerne mal 1-2 Tage alleine und mache Kram wie es mir gefällt und in meinem Tempo, also wenn ich mal frei hab. Ich brauche das, damit lade ich meine Energie auf. Ist schwer anderen zu erklären, aber es ist einfach so. Bin auch gerne mal mit mir alleine. [victory]
Und das möchte ich jetzt einfach öfter tun. Dann bin ich auch zufriedener. Aber es wird noch etwas dauern, dass ich mir das "erlaube". Kann gar nicht so richtig erklären wie ich das meine.
Es ist schwer alte Muster zu durchbrechen und auch nicht das Gefühl zu haben ich verpasse was. Aber Stück für Stück bekomme ich das hin.
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Re: Ruhe finden

Beitrag von Sponskonaut »

Viktualia hat geschrieben: Do 30. Jun 2022, 20:38 Wenn ich mal nicht so richtig kaputt bin und hier mit dem Haushalt loslege (Kleine Dinge gibt es immer zu tun), hab ich Musik oder meist Hörspiele an. Und was soll ich sagen...das gibt mir irgendwie was. Ich mach das was ich mir vorgenommen habe zu schaffen, daraus wird dann noch mehr und mache noch was schönes für mich. PC, sowie hier im Forum sein oder ich setzte mich an den anderen Tisch und bastel was für den nächsten Geburstag oder oder oder.
Das ist doch perfekt, wenn du "Tools" gefunden hast, mit denen du dir selbst was Gutes tun kannst und die dich im besten Fall sogar noch motivieren. Momentan ziehe ich viel für mich aus Podcasts, die sich mit Psychologie, Philosophie und damit befassen, wie man ein erfüllteres Leben führen kann.
Irgendwie hat man mehr vom Tag, wenn die Glotze aus bleibt.
Ganz genau das! [daumen] Ich vermute, dieses gute Gefühl liegt schlicht und ergreifend daran, dass man nicht nur vor der Kiste gesessen und passiv konsumiert hat. Wenn ich mal viel glotze, was in letzter Zeit kaum noch vorkommt, bin ich genauso platt, wie wenn ich was gearbeitet habe. Allerdings ist das eine "schlechte", das andere eine befriedigende Müdigkeit – wie man nach dem Sport ausgepowert, aber zufrieden ist.
Auch brauche ich meine Auszeit, dann bin ich auch gerne mal 1-2 Tage alleine und mache Kram wie es mir gefällt und in meinem Tempo, also wenn ich mal frei hab. Ich brauche das, damit lade ich meine Energie auf. Ist schwer anderen zu erklären, aber es ist einfach so. Bin auch gerne mal mit mir alleine. [victory]
Und das möchte ich jetzt einfach öfter tun. Dann bin ich auch zufriedener. Aber es wird noch etwas dauern, dass ich mir das "erlaube". Kann gar nicht so richtig erklären wie ich das meine.
Ist ja auch völlig legitim, dass du dir diese "Me-Time" nimmst. Ich kann jetzt nur mutmaßen, dass du vielleicht noch zu sehr an einem (überzogenen) Pflichtbewusstsein verhaftet bist, das am Ende zu einem schlechten Gewissen führt. Was mir mittlerweile ganz gut hilft, ist, nach dem Warum hinter dem Warum zu fragen. Im Grunde wie ein kleines Kind, das immer weiter bohrt, wenn es etwas wissen will. Warum will ich mir gerade keine Auszeit erlauben? Weil ich ein schlechtes Gewissen habe? Warum habe ich ein schlechtes Gewissen? Weil ich denke, ich müsste jetzt eher was mit anderen machen? Warum denke ich, dass ich jetzt mit anderen was unternehmen müsste? Weil ich dazu "verpflichtet" bin? Warum denke ich, dass ich anderen mehr verpflichtet bin als mir selbst? Wenn man diese "Warum-Ebenen" Stück für Stück abklappert, kommt man schnell zum Kern des Problems, das letztlich meist hausgemacht ist.
Es ist schwer alte Muster zu durchbrechen und auch nicht das Gefühl zu haben ich verpasse was. Aber Stück für Stück bekomme ich das hin.
Das ist doch schön zu hören! Ich hoffe, dass du mit den entsprechenden Erkenntnisse zu noch mehr Zufriedenheit gelangst! [yeshappy]
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