Fußball ist nun mal sehr stark mit der ganzen Fankultur verknüpft, und wie es der Artikel schon richtig benennt, braucht es dafür auf dem Platz auch die entsprechenden Identifikationsfiguren. Nur fällt das mit der Entwicklung, die über die letzten Jahre und Jahrzehnte stattgefunden hat, zunehmend schwerer. Die Spieler wechseln ihren Arbeitgeber öfter als ihre Unterhosen, hecheln oftmals mehr Geld und "besseren sportlichen Möglichkeiten" hinterher, sodass man als Fan kaum noch die Möglichkeit hat, sich an dieses oder jene Gesicht bei seinem Herzensverein zu gewöhnen. Und ich finde, dass das mittlerweile groteske Züge angenommen hat. Die Fußball-Großverdiener entfernen sich doch immer mehr vom hart arbeitenden Fußballfan, der regelmäßig sein Geld für Tickets, Trikots oder Pay-TV ausgibt, um auf dem Spielfeld "Vereinsvertreter" zu sehen, die mit genauso viel Herzblut bei der Sache sind.
Wie soll man denn Fan eines Vereins sein, wenn es nicht mal die Akteure auf dem Grün vorleben? Ist es da am Ende nicht egal, mit welchem Club man mitfiebert? Selbst der Lokalpatriotismus, den ich in "gesundem" Maße noch recht charmant finde, wird im professionellen Fußball zunehmend aufgeweicht. Der eigene Nachwuchs wird schneller verliehen oder verkauft, als man gucken kann, und "Projekten" wie RB Leipzig, deren Intention es scheinbar ist, "Fußball-Wüsten" zu versorgen, weil man dort noch wirtschaftlichen Erfolg vermutet, fehlt der regionale Bezug ohnehin. Aber was will man auch erwarten, wenn man selbst potentielle Nachwuchs-Stars zu modernen Nomaden erzieht?
Ich finde die Transfersummen, die in der Bundesliga gezahlt werden, schon geradezu wahnsinnig. Aber was in der Premier League oder auch in Spanien auf den Tisch gelegt wird, ist jenseits von Gut und Böse und noch mal eine Spur heftiger. Ich denke, dass die Kluft zwischen Fans und Spielern in Zukunft noch größer wird - und sich der Profisport damit keinen Gefallen tut. Dass jetzt schon wegen zu hohen Ticketpreisen und arbeitnehmerunfreundlichen Anstoßzeiten auf die Straße gegangen und protestiert wird, ist schon sehr bezeichnend für das, was aus dem Volkssport Nr.1 geworden ist - und eine "Normalisierung" ist nicht absehbar.
Ich für meinen Teil muss tatsächlich sagen, dass mir diese Entwicklung ziemlich missfällt, und die Vergabe der TV-Rechte für die übernächste Saison tut noch ihr Übriges, um mich vollends von diesem Sport abzubringen... In der Vergangenheit hatte ich es ja schon mal angedeutet, aber mittlerweile wird es wirklich konkreter: Ich tendiere immer mehr dazu, schon ab der kommenden Bundesliga-Saison nicht mehr einzuschalten, über die Kündigung meines SKY-Abos froh zu sein und in Zukunft meine Zeit sinnvoller zu verwenden.
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