Ich bin wirklich froh, dass ich den Streifen mitgeschnitten habe, weil man es hier mal wieder mit so einem französischen Drama zu tun hat, das in ruhigen, aber dafür umso eindringlicheren Bildern das Schicksal seiner Protagonisten zeigt. Prägnant ist, dass Regisseur Philippe Harel seine Figuren bewusst im tristen Alltag zeigt und sie nicht an den typischen Sehenswürdigkeiten vorbeiflanieren lässt, sondern den Zuschauer mit der überfüllten Metro, einem trostlosen Büro oder dem gedrängten Straßenverkehr in der Pariser Innenstadt konfrontiert - was gekonnt die Gemütslage der beiden Charaktere widerspiegelt.
Man muss aber dazusagen, dass der kurze ARTE-Trailer ein bisschen irreführend ist, weil er suggeriert, dass man es eher mit einer romantischen Lovestory zu tun hat. Das ist aber nur bedingt der Fall. Zwar laufen sich Mathilde und Thibault mehrere Male fast über den Weg, dominiert wird die Geschichte aber durch das Berufsleben der beiden, was, wie ich finde, sehr realitätsnah gezeichnet wurde. Mathildes Querelen mit ihrem Chef und ihrer systematischen Degradierung wirken sehr authentisch, was wohl jeder bestätigen kann, der selbiges mal miterlebt hat. Man leidet als Zuschauer regelrecht mit, wenn Mathilde ihren Kampf gegen Windmühlen bestreitet, der letztlich auf das gekränkte Ego ihres Chefs herunterzubrechen ist. Und auch Thibaults stetige Annäherung an ein Burn-Out, das sich (wie es nun mal ein Symptom dieser Erkrankung ist) schon auf sein Privatleben auswirkt, hat der Regisseur eindringlich und mitreißend inszeniert. Am Ende winkt dann aber doch die Hoffnung, das alles, was passiert ist, doch für etwas gut war - und sich die Quälerei damit gelohnt hat...
Der Film ist wirklich glänzend besetzt! Ob das nun Marie-Sophie Ferdane ist, die sich verzweifelt gegen diese unfaire Behandlung stemmt, Mehdi Nebbou, der sich selbst an seine eigenen Grenzen treibt, oder (sehr brillant!) Eric Savin, dem man den mobbenden Vorgesetzten von vorne bis hinten abnimmt - die Darsteller machen allesamt einen grandiosen Job. Ach ja, wer sich wundert, wieso man Thibault einen französischen Akzent hat angedeihen lassen, dem sei gesagt, dass sich Mehdi Nebbou, aus welchen Gründen auch immer, selbst auf deutsch synchronisiert hat. Das hat aber natürlich den Vorteil, dass die Stimme 100%ig passt.
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Was ich an den französischen Filmemachern so schätze, zeigt sich auch in "Die Tage unter Null": Ungeschönt und in aller Eindringlichkeit, schildert der Regisseur hier die Widrigkeiten, die das Leben beruflich und privat so mit sich bringt. Dabei belässt er es aber nicht nur bei depressiven und aussichtslosen Situationen, sondern konfrontiert seine Protagonisten (und damit freilich auch den Zuschauer) mit kleinen hoffnungsvollen Momenten, die immer wieder aufblitzen und die es in diesen Ausnahmesituationen schlicht zu erkennen gilt.
Inszenatorisch und erzählerisch ist diese kleine TV-Perle eine absolut runde Sache. Vor allem das Stilmittel, die Protagonisten zu Beginn erstmal aus dem Off von ihren Situationen berichten zu lassen, fand ich angebracht, um Zugang zu den Figuren zu finden. Für meinen Geschmack hätte es dieses französische Drama auch locker auf die große Leinwand schaffen können.
Meine Wertung:
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