So, ich war tatsächlich bei dem Treffen gewesen, und ich denke, es fasst es ganz gut zusammen wenn ich sage: Es war nett.
Auf der einen Seite war es schon interessant, die ganzen Leute mal wiederzusehen, aber auf der anderen Seite wurde mir auch bewusst, warum ich heute nur mit einem Klassenkameraden noch regelmäßigen Kontakt habe. Wobei ich ihn gar nicht als Klassenkameraden, sondern als sehr guten Freund bezeichnen würde, was er ja auch ist. Es war ganz okay, alle anderen nach so langer Zeit mal wieder gesehen zu haben, aber das reicht mir dann tatsächlich auch.
Mit ein paar Leuten habe ich mich ein bisschen länger unterhalten, aber das waren dann auch die, zu denen ich damals noch am ehesten einen Bezug hatte. Und ich muss es auch ganz ehrlich so sagen: Viele interessieren mich auch nicht. Tatsächlich kamen dann auch so alte Gefühle hoch. Zum Beispiel dachte ich, dass ich (im Grunde) die ganzen Leute schon damals nicht "gebraucht" habe und nach der Schule immer froh war, wenn ich wieder alleine mit mir selbst war. Und dann gibt es da eine, von der ich damals schon dachte, dass sie immer ein bisschen abgehoben und arrogant ist – denselben Eindruck hatte ich jetzt auch wieder. Soll heißen: Keiner von denen hat sich großartig geändert, alle sind irgendwie dieselben geblieben. Genauso wie es damals Pflicht war, in die Schule zu gehen, empfand ich auch die Klasse eher als Pflicht. Wisst ihr, wie ich das meine? Ich hege weiß Gott keinen Groll auf irgendeinen, und im Grunde sind alle lieb und nett. Aber bis auf den einen Kumpel hatte ich nie das Bedürfnis, die ganzen Leute über die Schulstunden hinaus zu sehen. Ich denke, wären da mehr Leute dabei gewesen, mit denen ich mehr hätte anfangen können, wären daraus auch entsprechend mehr Freundschaften entstanden.
Interessanterweise gibt es zwei Schüler (meinen besagten Kumpel nicht eingerechnet), mit denen ich damals hin und wieder mehr zu tun hatte. Aber beide sind nicht zum Klassentreffen gekommen. Den einen hat keiner erreicht, der andere hat wohl in einem Telefonat mit der Organisatorin klar zu verstehen gegeben, dass er kein Interesse hat. Na ja, und beide haben nie zu den "Coolen" der Klasse gehört. Von dem einen weiß ich sogar, dass er damals von einem der "Coolen" immer gehänselt wurde, weil er mir das vor Jahren mal erzählt hatte. Von dem vielbeschworenen Klassenzusammenhalt, der auch heute mal wieder angesprochen wurde, hatten wahrlich nicht alle was. Bei mir war das irgendwie was anderes. Ich wurde nie gemobbt, gehörte weder zur einen noch zur anderen Seite und kam im Grunde mit allen gut klar. Ich war sozusagen immer in einer "neutralen Zone". Deswegen stehe ich den Leuten insgesamt recht unbefangen gegenüber.
Mein Fazit: Ich denke, dass das dann auch das letzte Klassentreffen gewesen sein wird, zu dem ich gegangen bin. Die Klassenkameraden und -kameradinnen sind schlicht und ergreifend ein Teil meiner Jugend, meiner Vergangenheit. Aber das ist nun mal lange her. Ich habe mich weiterentwickelt und ein Leben, der einfach nichts mehr mit dieser Zeit und all den Leuten zu tun hat – und das ist auch gut so.