2022 // Gänsehaut um Mitternacht

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Sponskonaut
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2022 // Gänsehaut um Mitternacht

Beitrag von Sponskonaut »

Kürzlich haben meine Frau und ich "Gänsehaut um Mitternacht" (OT: "The Midnight Club") auf Netflix geschaut – und waren echt begeistert. Die Serie stammt von Mike Flanagan, der ja schon mehrere Horrorserien für Netflix produziert hat, u.a. "Spuk in Hill House".


  Handlung
Für die junge Ilonka (Iman Benson) bricht eine Welt zusammen: Denn kurz bevor sie aufs College kommt, bekommt sie ihre Krebsdiagnose – und der Krebs ist unheilbar. Im Internet sucht sie sich ein Hospiz für Jugendlich heraus und das nicht ohne Hintergedanken. Denn vor Jahrzehnten soll eine Patientin mit derselben Diagnose geheilt die Einrichtung verlassen haben. Die erste Zeit ist für den Neuankömmling schwierig, doch dann schließt sich Ilonka dem "Club" von Patienten an, die sich nachts in der Hausbibliothek Gruselgeschichten erzählen.

Ich muss ja vorausschicken, dass ich ein großer Fan von Mike Flanagan bin. "Spuk in Hill House" ist für mich die beste Horrorserie, die ich jemals gesehen habe, weil sie nicht nur "klassische" Gruselelemente beinhaltet, sondern auch psychologisch fundiert daherkommt. Aber auch die anderen Formate wie "Midnight Mass", "Spuk in Bly Manor" oder "Der Untergangs des Hauses Usher" fand ich grandios inszeniert.

Bei "The Midnight Club" war ich zunächst skeptisch, weil ich eigentlich "Teenie-Horror" erwartet hatte – doch die Skepsis war schnell verflogen. DIe Serie ist vielmehr eine perfekte Mischung aus Coming-of-Age, Drama und Grusel. Und ich muss sagen, dass uns das Format wirklich gepackt hat.

Die Tragik der kranken Jugendlichen hat Flanagan emotional überzeugend verarbeitet. Da gibt es einige tragische und traurige Szenen, die einen als Zuschauer wirklich mitfühlen lassen. Es war aber auch schön anzusehen, wie sich die Jugendlichen langsam finden und wie jeder Einzelne mit seinem individuellen Schicksal umgeht. Womit wir direkt beim sozialkritischen Aspekt der Erzählung sind. Flanagan gelingt es grandios, all die Anker und Strohhalme zu thematisieren, an die sich Todgeweihte nun mal so klammern: Religion, Aberglaube, Spiritualität, Esoterik, Naturheilkunde... Das hat der Regisseur tatsächlich glaubhaft verarbeitet.

Die Horror-Elemente waren für meinen Geschmack aber nicht wirklich "kindertauglich". Da waren schon ein paar heftige Szenen dabei. Aber wie schon angedeutet: Für mich hat da die Mischung einfach gepasst. Sowohl das Emotionale als auch Gesellschaftskritik und Grusel kamen keineswegs zu kurz. Und genauso geschickt fand ich erzählt, wie die Jugendlichen ihr eigenes Seelenleben in die selbst erdachten Geschichten einbringen, die sie sich nachts erzählen.

Tja, leider wurde die Serie angesetzt, eine 2. Staffel wird es wohl nie geben. Allerdings hat Flanagan in einem ausführlichen Blogbeitrag verraten, was in der zweiten Staffel hätte passieren soll. Und er beantwortet auch ein paar offene Fragen. Wenn ich mir das so durchlese, dann finde ich es erst recht schade, dass kein zweiter Durchgang mehr kommt.

Dennoch: Mich hat die Serie komplett überzeugt, und ich würde sie sogar trotz der Tatsache, dass keine zweite Season mehr kommt, jedem ans Herz legen, der was mit Grusel und Coming-of-Age-Geschichten anfangen kann. Emotional und inszenatorisch war das für mich ganz großes Kino. [yeshappy]
"A man is rich in proportion to the number of things which he can afford to let alone.”
- Henry David Thoreau
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