Sinnhaftigkeit von Filmkritiken

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Sinnhaftigkeit von Filmkritiken

Beitrag von Sponskonaut »

Eine Frage, die mich aktuell wegen meines bevorstehenden "Filmkritiker-Ausstiegs" beschäftigt, ist die grundsätzliche Sinnhaftigkeit von Filmkritiken.

Tatsächlich ist mir in letzter Zeit aufgefallen, dass ich selbst so gut wie keine Filmkritiken lese, obwohl ich selbst welche schreibe. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann frage ich mich, ob Kritiken überhaupt einen Sinn ergeben. Die Diskussion darüber, ob und wie "objektiv" Filmkritiken sein können, kocht ja immer wieder mal hoch. Viele sind der Ansicht, dass es objektive Kritiken gar nicht gibt - und zu denen gehöre ich im Grunde auch. Klar, ich kann die messbaren Werte eines Werks beurteilen. Aber sind persönliche Präferenzen nicht so tief verwurzelt, dass man im Grunde immer subjektiv betrachtet? Was nichts anderes als die vielzitierte Geschmackssache bedeutet.

Ich für meinen Teil stelle jedenfalls die Sinnhaftigkeit von Filmkritiken immer mehr infrage. Natürlich kann ich hingehen und mir fünf, zehn oder fünfzig verschiedene Meinungen und Bewertungen anhören. Aber läuft es am Ende nicht sowieso darauf hinaus, dass ich mir selbst ein Bild machen muss. Hält mich eine Filmkritik tatsächlich davon ab, mir einen Film im Kino oder auf einer Streaming-Plattform anzuschauen? Und bedenkt man, dass sich die Vermarktung und Verwertung von Filmen (auch beschleunigt durch die Corona-Pandemie) immer weiter ins Netz und hin zu den Streaming-Diensten verlagert, dann habe ich ja erst recht die Möglichkeit, mir ein Werk gleich selbst anzuschauen. Braucht es dann Filmkritiken überhaupt noch?

Wie seht ihr das? Gebt ihr was auf Filmkritiken? Sind es tatsächlich Angaben, an denen ihr euch orientiert?
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Sinnhaftigkeit von Filmkritiken

Beitrag von Sponskonaut »

Sponskonaut hat geschrieben: Fr 26. Mär 2021, 15:09 Ich für meinen Teil stelle jedenfalls die Sinnhaftigkeit von Filmkritiken immer mehr infrage.
Tja, diese Denke setzt sich bei mir tatsächlich immer weiter fort. [hmm]

Gestern hatte ich angefangen, mir einen Film-Podcast anzuhören, habe dann aber schnell wieder abgebrochen. Und warum? Weil mir das Gesagte einfach zu irrelevant vorkam. Schon komisch. Das, was ich selbst über zwei Jahre betrieben habe (nämlich mich ausführlich über FIlme auszulassen), kommt mir jetzt einfach nur völlig sinnlos vor. Am Ende ist es doch so: Ich schaue mir einen Film an, und entwder er gefällt mir oder er gefällt mir nicht. Und dann gehe ich wieder zur Tagesordnung über und kümmere mich um wichtigere Dinge. Ich habe einfach nicht das Bedürfnis, stundenlang über einen Film zu diskutieren. Deswegen kann ich auch nicht verstehen, dass es Leute gibt, die genau das tun. Je mehr ich darüber nachdenke, desto belangloser kommen mir diese "Filmkritiker-Runden" vor. Was bringt es denn, einen Film hinterher noch derart zu zerreden? Ändert das irgendwas?

Ach, ich vermisse da irgendwie die alten Zeiten. Ich weiß noch, wie ich mit einem damaligen Kumpel immer zur Videothek gefahren bin und sich jeder einen oder zwei Filme ausgeliehen hat. Dann hat die jeder für sich geguckt, und danach hat man dem anderen dann diesen oder jenen Film empfohlen oder nicht. Und wenn man eine kleine Perle entdeckt hat, war man einfach nur froh. In der heutigen Zeit treffen sich gleich mehrere Leute, um in einem Podcast ewig lange über Filme zu diskutieren. Und ich frage mich: Wozu? In der Zeit, in der ich mir anhöre, was andere Leute über diesen oder jenen Film denken, kann ich schon wieder einen anderen Geheimtipp entdecken. Was ich damit nur sagen will: Ich glaube, dass man heute an jeder Ecke Filmkritiken und Meinungen finden kann, hat für mich viel von der "Magie" kaputtgemacht. Man kann kaum noch was selbst erforschen, weil man permanent mit Meinungen vollgedröhnt wird. Das gab es damals in dieser Form nicht.
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Sinnhaftigkeit von Filmkritiken

Beitrag von Sponskonaut »

Ich setze auf das Thema noch mal auf, weil ich mir logischerweise gerade viele Gedanken darüber mache. [zwinker]

Während der letzten zweieinhalb Jahre ist mir nämlich auch aufgefallen, dass ich vieles nicht mehr als Filmfan, sondern als Kritiker geschaut habe. Nicht nur, dass ich "analytischer" geguckt habe, ich habe mir dadurch wahrscheinlich auch viel Filmvergnügen selbst genommen. Aber es gab währenddessen schon einige Hinweise darauf, dass mir das mit den Filmkritiken irgendwie missfiel. Ein Beispiel war z.B. der Abschluss der Skywalker-Saga mit "The Rise of Skywalker". Wie sich die Leute (und damit meine ich Kritiker genauso wie Zuschauer) darüber ausgelassen haben... [nono] Ich weiß noch, wie ich damals in der Pressevorführung saß und mit diesem Sci-Fi-Blockbuster einfach nur meinen Spaß hatte. Tatsächlich habe ich mir den Film dann noch mal regulär im Kino angeschaut.

Jedenfalls dachte ich damals: "Alter, was sich die Leute über so was aufregen können. Dabei ist es nur ein verdammter Film." Und dann noch die stundenlangen Specials von irgendwelchen Filmkritikern und Podcastern. Ich meine, wie ernst kann man so was nehmen? Ich glaube, da hat mir schon gedämmert, dass das Filmkritiker-Dasein eigentlich nichts für mich ist. Denn am Ende des Tages finde ich es tatsächlich Zeitverschwendung, meine Lebenszeit mit derartigen Diskussionen zu verbringen. Aber ich muss auch gestehen, dass ich Diskussionen über Kunst ohnehin nicht wirklich sinnvoll finde. MIttlerweile finde ich es sogar ein bisschen anmaßend, mich über die Kunst anderer auszulassen. Denn mal ganz kritisch gefragt: Wer kann denn schon über "gut" und "schlecht" urteilen? Am Ende ist sowieso alles die berühmte Geschmackssache, die nicht objektiv zu erklären ist.
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Re: Sinnhaftigkeit von Filmkritiken

Beitrag von Sponskonaut »

Sponskonaut hat geschrieben: Mi 30. Jun 2021, 02:07 Denn mal ganz kritisch gefragt: Wer kann denn schon über "gut" und "schlecht" urteilen?
Sorry, wenn ich meinen ewigen Monolog an dieser Stelle mal weiterführe, aber zu dem Thema ist mir noch was eingefallen, was eigentlich fast schon so was wie ein Schlüsselerlebnis war und sicherlich ein Stück weit dazu beigetragen hat, dass ich mich von dem Filmkritiker-Dasein entfernt habe.

Jedenfalls gab es damals auf Twitter eine "Diskussion" zwischen zwei professionellen Berufskritikern. Namen will ich mal keine nennen, nur so viel: Der eine ist ein bisschen bekannter und recht sympathisch, der andere nicht ganz so bekannt und eher elitär eingestellt. Jedenfalls hat Letzterer immer wieder durchschimmern lassen, dass er ja Berufskritiker sei, alle anderen, semiprofessionellen Schreiber dagegen nur "Amateure" wären. Fand ich immer ziemlich unsympathisch.

Jedenfalls meinte derjenige mal über einen Regisseur bzw. über dessen Film, dass dieser kein Können hätte. Es fielen noch andere drastische Worte, aber die Meinung war klar: "Der kann nichts!" Der andere Kritiker hat dann angemerkt, dass er niemals so weit gehen und jemandem derart das Handwerk absprechen würde. Wie auch immer, ich habe mich auch gefragt, was dem Kerl eigentlich einfällt, so herablassend zu reden bzw. zu schreiben. Wie gesagt, das war so ein Schlüsselerlebnis für mich, das ganz gewiss dazu beigetragen hat, dass ich kein Filmkritiker mehr sein möchte - und mich zu diesen auch nicht zählen möchte.
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Re: Sinnhaftigkeit von Filmkritiken

Beitrag von Sponskonaut »

Sponskonaut hat geschrieben: Fr 26. Mär 2021, 15:09 Wie seht ihr das? Gebt ihr was auf Filmkritiken? Sind es tatsächlich Angaben, an denen ihr euch orientiert?
Ich ziehe den Thread noch mal hoch, weil ich doch denke, dass das Thema hier interessant ist. Wundert mich eigentlich, dass noch keiner was dazu gesagt hat. [denk]

Also noch mal: Lest ihr eigentlich Filmkritiken? Sind Filmkritiken für euch überhaupt relevant? Und gibt es Kritiker, auf deren Meinung ihr besonders großen Wert legt? Und wenn ja, warum?
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