Auch auf die Gefahr hin, dass ich einen Monolog führe - vielleicht sagen Marty und Lupos noch was dazu
![Zwinker [zwinker]](./images/smilies/129_zwinker.gif)
- will ich an dieser Stelle mal das Thema "Traditionsvereine" ansprechen. Dieser Tage lese ich oft die Meinung, dass das nur was für Fußballromantiker sei und man sich gefälligst damit abfinden solle, dass der Kommerz mittlerweile den Volkssport Nr.1 beherrscht. Ich kann da auch beide Seiten verstehen, nur kann ich nicht ganz nachvollziehen, wenn man das so einfach akzeptiert. Die Leute gehen heutzutage schon wegen viel weniger auf die Barrikaden, wieso dann nicht auch in diesem Fall?
Dass Vereine wie der VfL Wolfsburg oder die TSG Hoffenheim nur der Anfang sind, was diesen "Kommerz-Fluch" betrifft, war ja den meisten sicher von Beginn an klar. Aber ganz ehrlich? Was um RB Leipzig passiert, hat für mich schon eine ganz neue, beunruhigende Dimension, die ich einfach nicht gut finden
kann.
Ich sag es mal so: Fakt ist nun mal, dass die Vereine Geld brauchen. Deswegen kann ich es auch sehr gut nachvollziehen, wenn ein Club die Unterstützung eines Investors annimmt, auch wenn es eine Einzelperson ist. Noch besser kann ich es verstehen, wenn derjenige dann noch ein Fan des entsprechenden Fußballvereins ist. Nur ist es in der Regel so, dass ein Club erstmal Erfolge vorweisen muss, um entsprechende finanzielle Unterstützung zu erhalten, während das Geld bei RB Leipzig einfach mal da ist...
Im Fall von
Dietrich Mateschitz ist das, wie ich finde, schon ein ganz anderes Kaliber, weil es da augenscheinlich nicht um sportlichen Anspruch geht, sondern vielmehr eine starke Vermarktungsform gesucht wird. Ich meine, da kommt ein Österreicher daher, der überhaupt keinen regionalen Bezug zu Sachsen hat, sondern sich einfach mal eine "Fußballwüste" aussucht, in der was zu reißen ist. Klar, dass das in solch einer Gegend dann gerne entgegengenommen wird. Ich meine, ginge es wirklich um ein sportliches Interesse, hätte der Kerl auch gut und gerne in einen schon bestehenden Verein investieren können. Aber scheinbar möchte ein Mateschitz die volle Kontrolle haben und (mit viel Kalkül) eine allseits präsente Werbeplattform platzieren. Ich meine, dass dieses "Fußballunternehmen" unbedingt "RB" heißen muss - gleiches hat er ja schon mit dem ehemaligen Austria Salzburg getrieben - und dass das Vereinslogo ein nur rudimentär abgewandeltes Logo seiner Zuckerplörre ist, spricht schon Bände... Nun ja, wer mehr dazu lesen möchte, kann das in dem zweiteiligen Bericht auf SpOn lesen,
hier und
hier. Da ist dann auch gleich noch von der
50+1-Regel die Rede.
Ich kann auch nicht ganz das Argument nachvollziehen, dass es doch vollkommen egal sei, wer da auf dem Platz steht und nur interessant sei, dass das Spiel spannend ist. Sorry, aber nicht nur das Spiel selbst macht den Fußball aus, sondern auch das ganze Drumherum.
Zum einen kann ich nicht mit so einem "Fußball-Konstrukt" mitfiebern, das einzig und allein aus einem "Werbe-Kalkül" heraus erschaffen wurde. Sorry, aber das hat für mich einfach keine "Seele", und ich möchte schlicht und ergreifend kein Fan von einem Großkonzern sein. Diese "Big Player" beherrschen ohnehin schon zuviel, weswegen ich auch den Hass verstehen kann, der RB Leipzig entgegenschlägt. Der Fußball ist nun mal eng mit seiner Fankultur verknüpft, nur können viele anscheinend nicht verstehen, dass Tradition nicht nur bedeutet,
wie lange es einen Verein schon gibt, sondern auch von anderen Faktoren abhängig ist.
Ein Beispiel wäre das Personal. Ich meine, wie oft wird im Fußball nach sog. "Typen" verlangt? Für mich gehören Kerle wie Arturo Vidal oder Paradiesvögel wie Aubameyang einfach zu diesem Sport dazu, ob man sie nun mag oder nicht. Aber das sind nun mal Themen, über die man als Fan wunderbar diskutieren kann. Wenn ich mir dagegen die No-Name-Faces von RB Leipzig anschaue - keine Ahnung, ob das nur mein subjektives Empfinden oder ob tatsächlich etwas dran ist -, die so wirken, als würden sie in ihrem "Leistungszentrum" komplett darauf getrimmt werden, "brave Söldner" zu sein, dann wird mir ganz anders. Schon allein die Tatsache, dass bspw. Tattoos verboten sind (ja, ich weiß, es gibt auch andere Vereine, die das so handhaben, die sind aber an einer Hand abzuzählen), dann spricht das schon Bände darüber, wieviel Individualismus in solchen Unternehmen noch gestattet ist. Es ist ohnehin schon extrem langweilig geworden, sich nach einer Partie die Interviews anzuschauen, weil da jeder Spieler irgendwie dasselbe erzählt und scheinbar darauf "gebrieft" ist, nur allgemeine Floskeln zum Besten zu geben. Ich vermisse die Zeiten, in denen die Spieler, nach einer aufreibenden Begegnung, am Mikro die Sau rausgelassen haben.
Ich finde es jedenfalls immens schade, dass die
Traditionsvereine finanziell so zu kämpfen haben. Und ich persönlich muss sagen, dass ich keine Liga brauche, in der ein VfL Wolfsburg gegen ein RB Leipzig um die Meisterschaft kämpft...