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Mal wieder ein kleines Zwischen-Fazit
Nach gut einer Woche, will ich noch mal ein kleines Zwischen-Fazit zur WM 2014 ziehen.
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Bislang finde ich die WM doch recht fair, bis auf ein paar kleine Aussetzer, die dann erst recht auffallen. Hier sein nur mal Pepes Kopfnuss gegen Thomas Müller genannt oder das Verhalten der Kameruner, die ihre Emotionen überhaupt nicht im Griff hatten. Finde es immer wieder traurig, wenn es unter den Profisportlern solch unrühmliche Ausnahmen gibt. Sicherlich sind diese Kicker auch nur Menschen, aber besonders im Fußball, bei dem die Stars, mehr als in anderen Sportarten, eine gewisse Vorbildfunktion für den Nachwuchs erfüllen sollten, hat so ein Benehmen einfach nichts verloren. Wenn es etwas gibt, das man jungen angehenden Sportlern (neben dem Siegeswillen) vermitteln sollte, dann sind das Fairplay und die Größe, zu schlechten Leistungen zu stehen und auch mal ein guter Verlierer zu sein. Das muss man dem zweimaligen Europa- und einmaligen Weltmeister Spanien einfach zugutehalten.
Womit wir schon beim nächsten Thema wären, das ich schon kurz angesprochen hatte.
![Jaaaa! [yeshappy]](./images/smilies/131_yeshappy.gif)
Viele sagen ja, dass Tiki-Taka nicht tot ist und dass "das Ende einer Ära" arg übertrieben ist. Aber ich denke schon, dass das der Fall ist.
Mit den Stars, die jetzt so grandios gescheitert sind, wurde dieses System bis zum Anschlag perfektioniert. Aber spätestens diese WM zeigt, dass dieses Kurzpass-Spiel, das auf viel Ballbesitz basiert, kein effektives Mittel mehr ist. Im Trend scheint nun körperbetonter angriffslustiger Konterfußball zu sein: aggressives Pressing, um den Gegner gar nicht erst zu seinem Spiel kommen zu lassen, dazu einer kompakte Defensive und zu guter Letzt schnelle Konter über wenige Stationen und Effektivität im Abschluss. Da dürfen dann auch mal wieder lange Pässe in die Spitze gespielt werden, solange sie präzise kommen und man vorne einen Stürmer hat, der diese Bälle nicht annehmen, sondern auch "festmachen" und verwerten kann. Ich denke, dass das die Stürmer-Qualitäten sein werden, die in den nächsten Jahren entscheidend sind.
Sicherlich ist solch ein Spiel ziemlich kräfterzehrend, und man braucht eine physisch starke Mannschaft, um diese Philosophie über 90 Minuten aufrechterhalten zu können. Die Chilenen haben das gegen Spanien ja grandios umgesetzt. Aber grundsätzlich ist es so, dass man spätestens bei einer robusten Defensive mit "Tiki-Taka" an seine Grenzen stößt. Auch im Vereins-Fußball - auch wenn man diesen nur bedingt mit den internationalen Teams vergleichen kann - kann man diesen Trend schön beobachten.
Selbst ein Guardiola, der bei Barca für diese Ballbesitz-Spielweise verantwortlich war und diese auch bei den Bayern umgesetzt hat, lässt dort jetzt auch mal lange Pässe spielen oder einfach nur hoch von den Flügeln flanken, um schnell zum Anschluss zu kommen. Das mag zwar auf den ersten Blick ein bisschen nach altbackenem Fußball klingen, lässt sich aber insofern nicht mit damals vergleichen, als dass man früher noch nicht so spielstarke Leute auf dem Platz hatte, die mit solchen Zuspielen auch was anfangen konnten. Man muss sich heutzutage nur mal Spieler wie Robben oder Lewandowski anschauen! Auch Real Madrid, das in dieser Hinsicht glänzend besetzt ist, hat mit diesem System die Champions League für sich entscheiden können. Die Bayern mögen da mehr Ballbesitz gehabt haben - gebracht hat es am Ende nichts.
Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass man bei der spanischen Nationalmannschaft am ballbesitz-basierten Kurzpass-Spiel festhalten wird. Die "goldene Generation" der Spanier, die das perfektioniert haben, hatten einfach die Skills dafür - was jetzt aber auch nichts mehr gebracht hat. Ich denke, dass man diesem "neuen" Trend folgen und die Nachwuchsspieler dementsprechend schulen wird.
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Sehr bezeichnend für die diesjährige WM finde ich auch die Wichtigkeit von sogenannten "Jokern" und Standards. Ich vermute, dass das zu einem großen Teil an den klimatischen Bedingungen liegt. Man kann ja gut beobachten, wie kräftezehrend das Spiel unter solchen Rahmenbedingungen ist. Da sind Auswechselspieler, die während einer Partie frischen Wind und ebenso frische Ideen in das Spiel eienr Mannschschaft bringen können, extrem wichtig. Nicht nur, um Tore zu schießen, sondern auch, um in ihrem Team neue Akzente zu setzen.
Gleiches gilt für Standardsituationen. Wenn man aus dem Spiel heraus nicht viel reißen kann, weil es die äußeren Bedingungen einfach nicht zulassen, dann muss man eben zusehen, dass man mit ruhenden Bällen effektiv zum Abschluss kommt. Es gab ja im bisherigen Turnier-Verlauf schon einige entscheidende Treffer nach Eckstößen, und wahrscheinlich werden auch direkte Freistöße noch ein wichtiges, spielentscheidendes Mittel sein.
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Zum Schluss noch ein paar Worte zur "Leistung" des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Seit ich nun schon ein paar Jahre intensiv die Bundesliga auf SKY verfolge - sicherlich gibt es da auch ein paar Ausnahmen -, wird mir erstmal bewusst, wie groß die qualitativen Unterschiede zu den Moderatoren und Kommentatoren bei den ÖR ist. Sicherlich muss man berücksichtigen, dass man auf SKY ausgesprochene "Sport-Leute" verpflichtet hat, die wohl nur für diese Sparte zuständig sind, während man bei den Sendeanstalten wie ARD und ZDF wohl mehr darauf setzt, mit bekannten Namen zu glänzen.
Anders kann ich es mir nicht erklären, dass für den Fußball Leute wie Oliver Welke oder Reinhold Beckmann verpflichtet werden, wobei man bei Letzterem wenigstens noch sagen kann, dass er einiges an Erfahrungen mitbringt. Wie gesagt, nicht so ganz nachvollziehen kann ich immer noch nicht, dass man Katrin Müller-Hohenstein derart abgekanzelt hat. Ich finde, verglichen mit den Frauen auf SKY (wie z.B. Esther Sedlaczek oder Jessica Kastrop), die ja prinzipiell "nur" als Moderatorinnen und "Stichwortgeber" auftreten, hat KMH ihren Job mindestens genauso gut erledigt. Ich finde jedenfalls nicht, dass sie sich als Expertin aufgespielt oder anderweitig negativ aufgefallen wäre.
Auf der Kommentatoren-Seite machen sich die Qualitätsunterschiede noch eher bemerkbar. Sicherlich hat man auf SKY auch diverse Kommentatoren (bspw. Marcel Reif oder Fritz von Thurn und Taxis), bei denen man das Gefühl hat, sie würden sich einfach nur selbst gerne reden hören. Aber größtenteils sind die Leistungen in der Hinsicht überzeugend, während man bei den Kommentatoren der ÖR oftmals den Eindruck hat, sie würden gerne glänzen wollen, wenn schon mal ein sportliches Ereignis übertragen wird. Ich finde, dass doch noch eher mal ein paar Egos zum Vorschein kommen. Wie gesagt, einen Spieler als "Depp des Tages" zu bezeichnen, wie es Thomas Wark getan hat, ist meines Erachtens hochgradig unprofessionell.
Man muss berücksichtigen, dass (Großverdiener hin oder her) hinter den Spielern immer noch echte Menschen stecken, die unter enormem (öffentlichem) Druck stehen. Man denke nur mal an Sebastian Deisler, Ralf Rangnick oder im schlimmsten Fall an Robert Enke. Vom bequemen Kommentatorenplatz große Reden zu schwingen, gehört sich da einfach nicht. Ein anderes Beispiel wäre da der Kommentator vom gestrigen Spiel zwischen Japan und Griechenland, der tatsächlich japanische Namen vertauscht und damit falsche Informationen, beispielsweise bzgl. Transfers, gegeben hat.
![No no [nono]](./images/smilies/124_nono.gif)
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Nun ja, bisher muss ich sagen, macht die WM 2014 schon Spaß.
![Jaaaa! [yeshappy]](./images/smilies/131_yeshappy.gif)